Fiktiver Brief an meine Großeltern

März 2004

Liebe Großeltern,

vor 48 bzw. 36 Jahren habt Ihr diese Welt, die so schön sein könnte, verlassen. Ich will Euch schildern, wie es heute auf ihr aussieht, wie die Menschen miteinander leben.

Erfreulich ist zu vermelden, dass es seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges keinen Krieg in oder gegen Deutschland mehr gegeben hat. Ihr habt in Eurem Leben zwei Kriege erlebt.

Der Kommunismus ist in Europa zusammengebrochen, woran die Menschen in Mitteldeutschland (in der sogenannten DDR) einen erheblichen Anteil hatten. Zwar hat es noch bis 1989 gedauert, aber dann hatten auch die früheren Enthusiasten der „neuen Gesellschaftsordnung“ die Nase voll. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus vollzog sich zwangsläufig die Wiedervereinigung Deutschlands. Zuletzt war in der DDR die Wirtschaft so desolat, daß es mit allem immer weiter bergab ging. Du hast es, lieber Großvater, eigentlich schon immer gesagt, daß die Kommunisten die Wirtschaft zugrunde richten.

Deutschland hat die Oder-Neiße-Grenze anerkannt und ist damit mit Holland und Belgien zum dichtest besiedelten Land in Europa geworden. Die Grenzen wurden ja unsinnigerweise vom dünnbesiedelten Osten nach dem dichtbesiedelten Westen verschoben. Grenzen wurden ja immer schon verschoben, neu war aber, daß die Bevölkerung dabei ausgetauscht wurde.

Nun hat sich aber Deutschland, ohne wenn und aber, in das Gefüge der Weltwirtschaft integriert. Das hat den Vorteil, daß die Waren (heute sagt man „Produkte“) erstaunlich billig sind und der Lebensstandard sehr hoch ist. Auf der anderen Seite macht Deutschland das Auf und Ab der konjunkturellen Entwicklung von Japan bis Amerika immer mit. Wir haben seit längerem über 4 Millionen Arbeitslose! Mitteldeutschland, aus dem durch die Amputationen jetzt Ostdeutschland geworden ist, (Gebiet der ehemaligen „DDR“) ist davon natürlich besonders stark betroffen. Hier ist die Wirtschaft nach der Wiedervereinigung zum größten Teil zusammengebrochen, die Betriebe waren nicht konkurrenzfähig. Aus diesen Trümmern entstehen jetzt neue moderne Betriebe. Das Kapital muß natürlich hergeholt werden. Die Menschen, die die Segnungen des Sozialismus genießen durften, konnten kein Kapital bilden.

Ich glaube, wenn Ihr heute, im März 2004, einmal unsere Welt besuchen könntet, kämt Ihr aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Staunen würde sich wohl auch in Bewunderung aber auch manchmal in Abscheu verwandeln.

Wir haben Farb-Fernsehen mit excellenten Bildern und können zwischen 30 Programmen wählen, wer will, kann auch noch mehr haben. Das Telefon überträgt heute nicht mehr nur Sprache sondern auch Bilder, Texte und Musikstücke. Ein kleines Funk-Telefon-Gerät, ohne Kabel (so genanntes Handy) ist weit verbreitet und man ist überall erreichbar. Das "Handy" hat einen kleinen Bildschirm (Display), wie beim Fernsehapparat darauf kann man kontrollieren, ob man die richtige Nummer wählt, aber auch die Nummer des Anrufers sehen oder auch den Gesprächspartner selbst.

Überhaupt hat das Fernsehen sehr wesentlich zur nachteiligen Veränderung unserer Welt beigetragen. Es gibt Menschen, bei denen läuft der Apparat den ganzen Tag. Neben den unbestreitbaren Vorteilen des Fernsehens, gibt es aber auch viele Nachteile. So werden Menschen, die mal gerade bei einer Fernseh-Sendung aufgetreten sind, sehr bekannt und wichtig. Sie werden dann zu allen möglichen Problemen um Rat gefragt. In der Politik finden Streitgespräche in allen möglichen Konstellationen statt. Viele Menschen beurteilen Politiker nicht nach ihren Leistungen sondern, wie sie im Fernsehen „ankommen“ und wirken.

Der technische Fortschritt ist beeindruckend. Er wird, wie es immer schon war, in Europa und Amerika, aber auch in Japan bestimmt. Die hoffnungsvollen „jungen Nationalstaaten“, wie es zu DDR-Zeiten hieß, leben in Armut und Rückständigkeit. Die „Befreiung vom Kolonialjoch“, hat diesen Ländern keinen Segen gebracht. Korrupte Politiker, Marodierende Soldaten, ein hoher Geburtenüberschuss lässt diese Länder immer weiter zurückbleiben. Inzwischen leben über 6 Milliarden Menschen auf unserer Erde. Zu Euren Lebzeiten glaubte man, daß solche Menschenmassen auf der Erde nicht mehr ernährt werden könnten. Der größte Teil dieser Menschenmassen lebt in Armut, ja, es mangelt ihnen nicht nur an Lebensmitteln, auch an Trinkwasser und vielem anderen. Es ist aber schlicht unmöglich, diesen Menschen den gleichen Lebensstandard, wie zum Beispiel in Europa zu verschaffen. Der damit verbundene Energieverbrauch würde die Erde zu Grunde richten. Forderungen solcher Art sind heuchlerisch und selbstmörderisch! Wenn man heute diese Entwicklungsländer mit den Industrieländern vergleicht, kommt man nicht umhin, festzustellen, daß es sehr wohl große Unterschiede in der Mentalität der Völker gibt. Da wollen manche das alles vermischen!

Da sich die europäischen Länder verpflichtet haben, alle politisch Verfolgten der ganzen Welt aufzunehmen, ist der Mißbrauch, bei dem geschilderten Wohlstandsgefälle, natürlich erheblich. So werden die Aufnahmeländer der Flut kaum Herr. Nebenbei verlieren diese Länder ihre Identität. Jedes Land wird zu einem Schmelztiegel à la New York oder Südamerika. In Deutschland gibt es schon zahlreiche Moscheen und es wird vor Gericht gestritten, ob eine Lehrerin mit Kopftuch, wie in islamischen Ländern üblich, unterrichten darf. Es gibt starke Bestrebungen, die christliche Religion in Europa den anderen Religionen gleichzusetzen. Dann muss auch das Kruzifix aus den bayerischen Klassenzimmern verschwinden.

Ihr habt die Auswüchse des Kommunismus erleben müssen, deren schlimmster die Dummheit war, die uns damals regierte. Aber auch die Demokratie und der Kapitalismus haben Auswüchse.

Sportler, Trainer und Sportfunktionäre tragen an ihrer Kleidung oder an den Sportgeräten massenweise Werbeaufschriften, wie wandelnde Litfaßsäule-Säulen. Spitzensport ist nur noch Geschäft. Fußballmannschaften werden nicht nur von Spielern der Region gestellt, sondern, so Geld vorhanden ist, in der ganzen Welt „eingekauft“. So stellen die Mannschaften der Spitzenverbände ein buntes Völkergemisch dar. Inzwischen müssen auch in Deutschland die Spieler und Zuschauer durch einen Zaun getrennt werden, was wir in den 50er Jahren mit Staunen im Kino bei Sportfilmen aus Südamerika sahen, ist bei uns auch notwendig geworden. Da sage noch einer, der Mensch entwickelt sich ständig vom Niederen zum Höheren.

Vieles in der heutigen Welt käme nicht nur Euch sondern kommt auch mir recht unverständlich vor:

Homosexuelle (Lesben und Schwule) dürfen eine Art Ehe schließen. Das wird aber nicht mit Zurückhaltung eingeführt, sondern mit Pomp und großem Propagandaaufwand. Politiker der linken Parteien biedern sich den Homosexuellen an bzw. gehören selbst zu diesen gestraften Menschen. Zu Eurer Zeit wurden männliche Homosexuelle mit Strafe bedroht (§ 175), was sicher auch nicht in Ordnung war. Heute verfällt man ins Gegenteil es werden „Liebesfilme“ mit diesem Thema gedreht und in der Zeitung oder im Fernsehen muß man sich mitunter ekelerregende Bilder von knutschenden Männern ansehen.

Auf der anderen Seite werden pädophile Menschen, Gottseidank, als abartig bezeichnet, bestraft und es wird versucht sie zu therapieren (heilen). Konsequenterweise müssten dann Homosexuelle auch therapierbar sein.

Frauen sollen 100% gleichberechtigt werden, es gibt schon Frauenboxen, Frauenfußball und weibliche Regierungschefs und Staatsoberhäupter. Was aber niemand ändern kann, ist die Biologie. Deshalb haben Frauen, die eine erstrebenswerte Stelle in Beruf oder Politik errungen haben, keine Kinder. Sie müßten dann aufhören oder unterbrechen und bei 4 Millionen Arbeitslosen ist jeder froh, Arbeit zu haben. Die Folge, es werden viel zu wenig Kinder in Deutschland und Europa geboren, dazu steigt die Lebenserwartung und so brechen die Sozialsysteme (Renten- und Krankenkassen) zusammen.

Das Heuchlerische unserer Gesellschaft erkennt man auch daran, daß man die Gleichberechtigung durch die Sprache dokumentieren will. Alle Politiker machen den Unsinn mit: Wählerinnen und Wähler, Mieter und Mieterinnen, Nachauftragnehmerinnen und Nachauftragnehmer nur (Mitgliederinnen und Mitglieder hat noch niemand gesagt). Darüber wachen „Gleichstellungsbeauftragte“!

Eine Zeitschrift brachte jetzt ein Titelbild unter der Überschrift „Lachnummer Deutschland“. 

Männer mit gefärbten Haaren, Frauen mit blauen, grünen oder rosaroten Haaren das alles kann man heute sehen. Männer mit Frauenfrisuren, Frauen mit Glatze. Frauen tragen kaum noch Rock oder Kleid, sondern Männerhosen – ohne Rücksicht auf Figur und Ästhetik. 

Junge Leute haben Lautsprecher in den Autos, die so laut sind, dass der Motor übertönt und Notsignale (Feuerwehr) nicht mehr gehört werden. 

Es gibt Menschen, meist auch Jugendliche, Mädchen und Jungen, die sich Ringe durch Nase, Augenbrauen oder Ohren ziehen lassen. Früher gab es so etwas nur bei Eingeborenen in Afrika und wir haben gelacht, wenn wir die Bilder im Lexikon, auf der Bildseite "Fremde Völker" sahen.

Eine Frau mit Kinderwagen und Zigarette im Mund – das sahen wir 1967 in Ungarn und erkannten daran, daß wir nicht in Deutschland waren. Heute hat sich Deutschland angepaßt. Desgleichen gab es die Sitte, sich auf den Bürgersteig oder Bahnsteig zu setzen höchstens auf dem Balkan. Heute setzen sich Jugendliche gern überall hin und mit den gleichen Hosen zu Hause wieder auf die Couch. Hygiene ade!

Etwas ganz Schlimmes ist das Rauschgift, auch einer der Nachteile, der mit offenen Grenzen gekommen ist. Rauschgiftsüchtige tun alles, um an ihren Stoff zu kommen. Sie überfallen alte Leute (die heute Senioren heißen), die gerade aus der Bank kommen, wo sie ihre Rente abgeholt haben und entreißen ihnen die Handtasche. Der illegale Handel mit diesen Rauschgiften ist meist in der Hand von Ausländern, die hier Asyl genießen. Zum Dank dafür, daß sie hier aufgenommen, beköstigt, gekleidet und untergebracht werden, verderben sie unsere Jugend. Der Staat tut sich sehr schwer, solche Verbrecher abzuschieben.

Bereits oben habe ich geschildert, dass unsere Gesellschaft vieles, was früher galt, abschaffen oder umkrempeln will:

Kinder dürfen nicht mehr geschlagen werden, auch keinen Klaps. Todesstrafe wurde abgeschafft, egal, wie verabscheuungswürdig das Verbrechen war. Die Verbrecher haben unter der Devise „humaner Strafvollzug“ sehr viele Rechte. Der Staat vernachlässigt dabei seine Verpflichtung zum Schutz der Bürger vor Verbrechen. Schwerverbrecher erhalten Urlaub vom Zuchthaus und begehen dabei wieder Verbrechen. Sittenstrolche werden nach Verbüßung der Strafe wieder auf die Menschheit losgelassen. 

Wir haben einen Bundeskanzler, der dreimal geschieden und das vierte Mal verheiratet ist. Viele Paare leben ohne Trauschein zusammen. Zu Eurer Zeit nannte man das wilde Ehe. Da es heute kein Problem ist, eine Schwangerschaft zu verhüten, kann man es den Frauen nicht verdenken, wenn sie keine Kinder haben wollen. Wenn der Krach und die Probleme zu groß werden, sucht sich der Mann eine neue Freundin, meist eine jüngere. Die Tendenz, nicht mehr zu heiraten ist nicht zu übersehen, auf der anderen Seite bestehen homosexuelle Paare darauf, zu heiraten und Kinder zu adoptieren. Diese Kinder bekämen gleich die "richtige" Orientierung. Es gibt Leute, die sagen auch, man darf doch die Kinder nicht von vornherein zu heterosexuellen Neigung erziehen, sondern die homosexuelle hat auch ihre Berechtigung!

Menschenrechte ist ein großes Wort, das alle gebrauchen. Menschenpflichten scheint es keine zu geben. Die Rechte des Einen sind auch immer eine Einschränkung für den Anderen. Diese Erkenntnis wird totgeschwiegen.

Unsere heuchlerische Gesellschaft kennt, wie gesagt, das Wort Menschenpflichten nicht. Es gibt auch keine ernsthaften Bestrebungen, Familien, die bei größter Armut, viele Kinder in die Welt setzen, zur Verantwortung zu ziehen. Staaten, die das tun, werden der Mißachtung der Menschenrechte angeklagt (China, Indien). Dabei ist die Übervölkerung der Erde die größte Gefahr für ihr Fortbestehen. Das paßt aber nicht in die Ideologie der bei uns Regierenden. Wir hatten immer geglaubt, Ideologie gäbe es nur in totalitären Systemen, in der Demokratie ist der gesunde Menschenverstand die Ideologie, aber, weit gefehlt!

Wir sind eine Spaßgesellschaft! Das widerspiegelt sich auch in der Sprache, man sagt nicht mehr, es hat mir gefallen, sondern es hat mir Spaß gemacht. 

Das Schlimmste, was mit unserer Sprache heute geschieht, ist die unnötige Verwendung englischer Wörter (Shopping für Einkauf, super für sehr gut, Point für Punkt). So sagte man in den Nachrichten noch vor einigen Jahren Neu-Süd Wales, jetzt New South Wales, oder für damals Nord Karolina, heute North Carolina. Irgendwann ist es sicher auch mal mit den deutschen Namen Themse, Amerika, Schottland usw. vorbei.

Deutsche Firmen geben sich reihenweise englische Namen. Sie glauben damit, auf einem internationalen Markt, ohne Grenzen, bessere Chancen zu haben. Es ist schon so, daß man eine deutsche Zeitung ohne Wörterbuch nicht mehr vollständig lesen kann. Daß es auch mit deutschem Namen geht, beweist ja immerhin die international erfolgreich agierende Deutsche Bank. Dem schlechten Beispiel schließen sich auch deutsche Sportmannschaften an (Blue Lions).

Opernaufführungen gibt es fast nur noch in den Originalsprachen, auch in Radio und Fernsehen. Es versteht dann keiner mehr die Handlung, geschweige denn die Feinheiten von Don Giovanni oder Carmen, aber die Zuschauer (und Zuschauerinnen heißt es heute korrekt) verhalten sich, wie im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern und tun so, als ob....

Regisseure versuchen sich gegenseitig zu überbieten, nicht mit künstlerischen Höchstleistungen, sondern mit manchmal ekelerregenden Tabubrüchen. Von der Unkultur privater Fernsehsender, die ihr Geld nur durch Werbeeinnahmen verdienen, ganz zu schweigen.

Die Welt hat sich nicht nur verschlechtert, den hohen Lebensstandard erwähnte ich schon. Unsere Heizungen sind vollautomatisch. Gas oder Öl sind die Brennstoffe und die gewünschte Raumtemperatur wird eingestellt, die Heizung hält sie dann ein. Nach den Prognosen vor 30 Jahren sollte das Erdöl heute schon alle sein. Es werden aber immer neue Vorkommen und Gewinnungsmethoden entdeckt und entwickelt. Dennoch wird eines Tages Erdgas und Erdöl aufgebraucht sein. Dann wird man sicher wieder zur Atomenergie zurückkehren, die man heute, vor allem von linken Kreisen, nicht mehr haben will. Es gibt genug Gebiete auf unserer Erde (die ja angeblich allen gehört), wo man Atommüll (Rückstand der Atomkraftwerke), ohne daß er Schaden anrichtet, ablagern (wie man heute sagt „endlagern“) kann. Da muß man nicht in Ländern mit weit über 200 Einwohnern pro km² einen Platz suchen.

Autos sind heute bei uns so verbreitet, daß man in manchen Orten mehr Autos als Personen auf der Straße sieht. Die Fahrzeuge haben auch einen technischen Stand erreicht, der lange Fahrten ohne Panne, ermöglicht.

Die Schließung vieler Betriebe in Ostdeutschland hat auch Vorteile gebracht: So ist die Luft sauberer geworden, vor allem das Schwefeldioxyd, von der Braunkohle hervorgerufen, fehlt. Das hat aber wiederum auch den Nachteil gebracht, daß jetzt die Pilzerkrankungen an den Kulturpflanzen stark zugenommen haben (Braunfäule an Tomaten, Birnengitterrost).

Die Jugend wird weitgehend sich selbst überlassen. Die Erziehung mit Strenge und Vorbild der Erwachsenen gibt es nicht mehr. Brave Kinder, früher ein Positivum, ist heute das Gegenteil, sie werden belächelt. Jede Autoritätsachtung wurde in den vergangene Jahrzehnten von Film, Theater, Literatur und „modernen“ Lehrern bekämpft. Der Polizist war immer der Böse und in die Gefängnisse kamen lauter Unschuldige. Autorität und Disziplin sind deshalb „out“, wie man heute sagt. Die Folge, man kann heute von einer Verwahrlosung der Jugend sprechen, die noch durch die sich auflösenden Familienbanden, verstärkt wird. Die Jugend schafft sich jetzt ihr eigene Kultur, die so genannte Subkultur. So gibt es Gruppen (nennt man heute Szene), die nachts durch die Städte streifen und mit Farbe, mit Vorliebe an frisch renovierten Fassaden, ihre Schriftzüge oder Bilder, die außerhalb dieser „Szene“ niemand versteht, anbringen. Die Kosten für das Entfernen dieser Schmierereien gehen in die Millionen. Den Streifenpolizisten, zu Fuß, gibt es kaum noch. Heute sieht man, da es auch viele Polizistinnen gibt, meisten den Polizei-Pkw mit einem Pärchen als Beatzung. Die Sicherheit der Bürger ist dadurch nicht mehr gewährleistet. Dabei gab es mal Zeiten, in denen eine Frau getrost nachts allein durch einen Park laufen konnte.

Da man der Jugend jahrelang jegliche Autorität als nicht mehr zeitgemäß erklärt hat, ist das Verhalten entsprechend. Am liebsten wird das gemacht, was eigentlich verboten oder nicht erwünscht ist. So ist das Lernergebnis entsprechend und Firmen, die Schulabgänger einstellen, beklagen die mangelnde Bildung.

Die Jugend bestimmt ihre Idole, Musik, Mode selbst. Hosen, bei denen der Schritt in der Kniekehle ist, grüne oder blaugefärbte Haare, Musikgruppen, von der jedes einzelne Mitglied aussieht, als wäre es aus dem Verbrecheralbum entnommen, sind das Ergebnis. Vom Rauschgift ganz zu schweigen. 

Von dem heutigen Wohlstand schrieb ich schon. So werden an Alleen keine Obstbäume mehr gepflanzt, sondern Zierbäume, der Garten am Haus ist meist nur Ziergarten, Obst und Gemüse wird alles gekauft. Sehr viele Menschen haben Haustiere, aber nicht nützliche, wie Ziegen oder Kaninchen – nein in der Stadt halten sie sich massenweise Hunde, die dann für eine starke Verschmutzung der Gehsteige sorgen. 

Ich schreibe noch so, wie Ihr und ich es in der Schule gelernt haben. Dabei hat eine Reform neue Regeln aufgestellt. Diese Rechtschreibreform, die eigentlich einige Kompliziertheiten und unlogische Regeln ändern sollte, hat sehr viel Unsicherheit geschaffen. Für uns Ältere ist das Umlernen natürlich keine Vereinfachung. Es gibt sogar Zeitungen und Schriftsteller, die es ablehnen, die neuen Regeln anzuwenden. Ich möchte mir da kein fundiertes Urteil erlauben, aber es gehört schon viel guter Wille dazu, Vereinfachungen zu erkennen. Gott sei Dank ist die radikale Kleinschreibung, wie im Englischen, nicht eingeführt worden. Die Ausdrücke „der gefangene floh“ oder „er hatte in berlin liebe genossen“ hätten dann, mit vielen anderen, eine Zweideutigkeit erhalten. Dafür biedern sich unsere Medien, insbesondere die Werbung, in unverständlicher Weise dem Englischen an.

Patriotismus, Vaterlandsliebe, Nationalstolz – das sind Wörter, die ohne Attribut nicht mehr gebraucht werden (dürfen), z.B. "wohlverstandener Patriotismus". Es sagt kaum noch einer deutsches Volk, sondern deutsche Bevölkerung. Alles, was im Dritten Reich galt, war schlecht. Auch Ehestandsdarlehn, Erbhofgesetz, Jugendbetreuung waren schlecht, weil alles mit den Verbrechen in Verbindung gebracht wird, auch dort, wo es die Verbindung nicht gibt. Wenn doch mal jemand sich in der Richtung äußert, fallen alle Medien im einstimmigen Chorgesang über den Ärmsten her und es endet oft damit, daß er seine Arbeitsstelle einbüßt.

Unser jetziger Außenminister hat sich früher mit der Polizei geprügelt und mit Steinen nach ihr geworfen, das Studium abgebrochen, war 4 mal verheiratet, hat jetzt die 5. „Beziehung“ (wie es heute verbrämt heißt).

Ein amerikanischer Präsident, der mit einer Praktikantin geschlechtlich verkehrt – alle gehören in unserer schönen, neuen Welt. 

Folgende Volksbezeichnungen sind nicht mehr erlaubt: Zigeuner, Neger – außer in Operetten, wo der Name Zigeuner ja sehr häufig vorkommt. Da hat man noch nicht dran gerüttelt. Erstere heißen jetzt Sinti und Roma, die zweiten Farbige oder Afrikaner.


ottoIn Modegeschäften findet man immer häufiger auch Schaufensterpuppen als Farbige, obwohl sie ja immer noch einen geringen Anteil der Bevölkerung ausmachen. Auch in den Werbebroschüren sind diese reichlich vertreten. Es soll wahrscheinlich Weltoffenheit damit demonstriert werden oder man will unterstreichen, dass es das Ziel ist, alle Menschen miteinander zu mischen.

Alle Opfer des Dritten Reiches erhalten in Berlin jetzt eigene Denkmäler, die Juden, die Sinti und Roma, die Homosexuellen und wohl auch bald die Fahnenflüchtigen. Nur mit den Gefallenen und den Vertriebenen tut man sich schwer. Der demokratische deutsche Staat hat sich inzwischen dem Geschichtsbild der Kommunisten weitgehend angenähert. 

Von de Gaulle stammt der Satz: „Den Charakter eines Volkes erkennt man auch daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht.“ Danach können wir uns mit unserem Charakter nicht rühmen. Es gibt eine Wanderausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht, in die mit Vorliebe Schulklassen geführt werden, auch schon, als die Ausstellung noch sehr viele Fälschungen präsentierte.

Und das einem Volk, das im Osten die Verbrechen der Roten Armee erdulden mußte.

Die Lebenserwartung in Deutschland ist sehr hoch, Frauen werden über 80, Männer 75 Jahre alt. Knie-, Hüft- und andere Gelenke werden heute künstlich hergestellt und Menschen deren entsprechende Teile verschlissen sind, eingesetzt. Fast alle Organe, wie Herz, Leber, Lunge, Niere können von einem Toten entnommen und Lebenden eingesetzt werden. Das ist alles natürlich auch Ursache dafür, daß unser Sozialsystem mit dem Geld nicht mehr auskommt. Die medizinische Forschung stößt dabei auch in Bereiche vor, die ethisch oder moralisch umstritten sind. Darf man Embryos züchten, nicht, um Leben zu erzeugen, sondern um Organe zu gewinnen!?

Eine Krankheit, die zu Eurer Zeit unbekannt war, hat sich sehr stark ausgebreitet. Es sind schon Millionen auf der ganzen Welt erkrankt und gestorben. Die Krankheit heißt Aids und wird hauptsächlich beim Geschlechtsverkehr übertragen. Das Schlimme ist, dass von verantwortungslosen Eltern, meist Vätern, die Krankheit schon auf ungeborene Kinder übertragen wird, die dann mit dieser, tödlich endenden Krankheit geboren werden. Da vermißt man den Aufschrei der Menschenrechtler, über dieses unverantwortliche, verbrecherische Verhalten von Aids-infizierten Männern. Diese Krankheit setzt das Immunsystem des Menschen außer Kraft und der Infizierte kann an einem Schnupfen sterben. 

Kirche und Religion gibt es immer noch. Lenins These von der Religion als dem Opium für das Volk hat nicht die Religion zu einem Auslaufmodell verdammt. Wissenschaftlicher Fortschritt hat die Religion nicht zurückgedrängt. Es gibt immer noch „mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, von der sich unsere Schulweisheit nichts träumen lässt“. Manche Wissenschaftler, werden gläubiger, je mehr sie in die Materie eindringen.

Leider ist das Bestreben der Kirche ziemlich stark, die Grundsätze der Bibel dem Zeitgeist entsprechend zurecht zu biegen. Auch neigt sie mit unter dazu, sich anderen Religionen anzubiedern, anstatt sie argumentativ zu bekämpfen.

Noch etwas würde Euch ungewohnt erscheinen. Der Hauptgüterverkehr findet nicht mehr auf Bahngleisen, sondern auf den Straßen mit riesigen Lkw statt, die 40 t transportieren können. Viele Bahngleise werden still gelegt, weil sie nicht mehr rentabel sind. Es gibt immer noch genug Erdöl, aus dem Diesel und Benzin hergestellt wird. Auch der Flugverkehr wächst ständig. Viele Menschen fliegen im Urlaub um den halben Globus. Hierzu weiß man auch, daß die Erde wegen des hohen Ausstoßes an CO2-Gas, vor allem durch Flugzeuge und Autos, ständig wärmer wird, was große Gefahren in sich birgt. Wenn auch in China, mit über einer Milliarde Menschen, mal jeder Dritte oder Zweite ein Auto haben wird, dann Gute Nacht, Erdatmosphäre.

Wie schon berichtet, der technische Fortschritt ist atemberaubend, aber das problemlose Führen einer Volkswirtschaft oder das konfliktfreie Zusammenleben der Menschen wird immer schlechter gemeistert. Auch Demokratien werden zu einem sehr großen Teil von Ideologien geprägt und nicht vom gesunden Menschenverstand.

Euer Enkelsohn Wolfgang

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