Leben auf dem Bauernhof

Das Neumann-Gehöft wurde dann Ender der 1940er Jahre von meinen Großeltern weitergeführt. Onkel Hermann ging auf die 80 zu und Tante Lina hatte       die 70 überschritten. Großvater war immerhin auch schon Ende 60, Großmutter Ende 50 und da wollten sie sich eigentlich zur Ruhe setzen. Ja wollten...
Meiner Schwester Edith und mir ging es, wie allen Kindern in Bauerngehöften, wir wurden zu vielen Arbeiten herangezogen. Die Landwirtschaft war ja damals noch sehr arbeitsintensiv. 4 Kühe, 1 Ochse, 1-2 Kälber, 3-4 Schweine, 5 Gänse, 20 Hühner, 2 Ziegen wollten versorgt werden. Schweine kaufte Großvater von verschiedenen Bauern in Spitzkunnersdorf. Wenn z. B. schon drei Schweine im Stall waren und ein viertes kam hinzu, wurde das Fremde (die Schweine waren von Natur aus fremdenfeindlich) von den anderen gebissen und gestoßen. Dagegen gab es ein altbewährtes Mittel, alle vier Schweine wurden mit Petroleum eingerieben. Nun gab es kein fremdriechendes Schwein mehr. Die vier Schweine vertrugen sich jetzt bestens.
bert.neum.55Der Nachwuchs an Geflügel wurde noch von Glucken ausgebrütet, auch die Gänse. Großmutter kaufte 5 Gänseeier, die einer brütwilligen Henne (Rasse Rhodeländer) untergelegt wurden. Das Ausbrühten dauerte dann zwar etwas länger, als bei Hühnern, die Glucke fand das aber in Ordnung so. Gegen Ender der Brutzeit, nahm Großmutter die Gänseeier, legte sie in körperwarmes Wasser. In den Eiern, die sich dabei bewegten, wuchs ein kleines Gänschen heran. So wußte Großmutter schon vorher, wieviel kleine Gänse auskriechen werden. Die Glucke lief dann mit den Gänsen, bis sie größer als sie selbst waren.
Sehr schmerzhaft für uns Kinder war, wenn Tiere, vor allem junge, an die wir uns gewöhnt hatten, zum Schlachten abgeliefert wurden. Sei es, eine Zicklein, das wir auch noch selbst zum Fleischer Hauptmann bringen mußten oder ein Kälbchen, das vom Vieh Auto abgeholt wurde. Auch zu diesem Thema gehörte das Kastrieren der männlichen und Sterilisieren der weiblichen Ferkel. Es passierte ohne Betäubung und das Gequieke war auch in 100 m Entfernung noch zu hören. Der Ausführende wurde nur als "Schweindlschneider" bezeichnet. Er ging von Hof zu Hof, um den Ferkeln das anzutun. Es hat wohl etwas mit der Qualität des Fleisches des späteren Schlachtschweines zu tun, es schmeckt besser.

Künstliche Besamung war noch nicht eingeführt und so mußten die Kühe, die "rinderten" zum Bullen beim Nachbar Bischoff gebrachhamsterfahrt51t werden. Das war aber nicht unsere Aufgabe, vermutlich hat der Großvater hier an den Jugendschutz gedacht. Auch bei der Geburt der Kälbchen waren wir Kinder im Stall nicht erwünscht.
Im Frühjahr, wenn die Rinder das erste Mal auf die Weide kamen, traten schon mal lebensgefähliche Blähungen auf. Bevor der Tierarzt da war, trat der Bauer als Operateur in Aktion: Mittels eines "Drogars" stach der Bauer von außen den Pansen an, damit die Verdauungsgase entweichen konnten. Sage keiner der Bauernberuf sein einfach! Großvater legte übrigens Wert darauf "Landwirt" genannt zu werden.

 Selbstverständlich zog so ein Bauernhof, vor allem in den Hungerjahren 1946 - 49, Verwandte, Bekannte und Städter an. Waren wir in Schlesien die Hungernden, gehörten wir hier zu den Glücklichen, die nicht mehr hungern mußten. Wir haben an manchen Tagen 30 Menschen gezählt, die etwas tauschen wollten oder ganz einfach nur bettelten. Welcher Vertriebene oder Flüchtling hatte schon etwas anzubieten? Meine Mutter hat nie vergessen, was Hunger bedeutet und jedem etwas gegeben und wenn es manchmal auch  nur ein paar Kartoffeln oder ein paar Äpfel waren. 

Auf dem  oberen Foto startet Onkel Hans, Mutters Bruder mit Frau auf seiner NSU gerade von der Hamstertour nach Hause. Er war Lehrer in Herrnhut. Weil er 1953 eine Dankesresolution an die Regierung zur Niederschlagung des Volksaufstandes am 17. Juni nicht mit unterzeichnet hat, wurde er nach Strawalde strafversetzt. Im August 1954 ging die Familie mit Sohn Hans (Hansi) nach Rüsselsheim, in den Westen. Da sich Onkel Hans und Tante Friedel mit Maus und Mäuschen anredeten, hießen sie bei uns nur die "Mäusefamilie". Onkel Hans war ab 1934 Berufssoldat ("Zwölfender"), auch in seinem Privatleben sehr diszipliniert. Er konnte es nicht ausstehen, wenn jemand die Hände in den Hosentaschen hatte. Ungezogene Jungen, wie man damals sagte, waren für ihn "Gassenjungen". Er sprach fehlerfreies Deutsch, hatte eine wunderbare Handschrift und war handwerklich sehr geschickt. Mir hat er immer imponiert und ich sah in als mein Vorbild an. Einen Fehler hatteer  aber auch - Zigarettenrauchen.    1968 starb er mit knapp 53dorn69 Jahren in Rüsselsheim an Lungenkrebs.Er pflegte eine besondere Art des Rauchens, die filterlose Sorte, die er bevorzugte, wurden erst  an der Sonne etwas getrocknet, damit sie besser ziehen, wie er meinte. Geraucht wurde immer nur mit Zigarettenspitze, die er mit Watte als Filter ausstopfte. Die Watte zeigte er uns beim Wechsel, sie war natürlich braun, mit Teer durchsetzt.
Die Dorfstraße, rechts das Häusel von Dorns (früher  Lohse) im Hintergrund das Haus von Hauptmann Paul, wo auch mein Schulfreund, Pohl Hans-Jürgen mit seinen Eltern und seinem Bruder Wolfgang wohnte. Der Sohn von Hauptmann Paul und seiner Frau Elli, Frank Hauptmann, gehörte auch zu unseren Spielkameraden. Das Neuman-Gehöft beginnt etwa dort, von wo ich fotografiert habe, links der Dorfstraße. Das Foto ist von 1962. Dorns haben gerade Brikett angeliefert bekommen, man sieht den Haufen noch vor dem Tor.

1949 ließen sich meine Eltern scheiden. Vater bezog ein Zimmer beim Bauern Röder, wo wir ihn oft besuchten und er mit uns spazieren ging. 1950 heiratete er Gerda Michel, die aber kurze Zeit später starb. 1952 heiratete er wieder, Martha Heidisch, die eine Tochter, Karin, hatte. 1957 gingen sie nach dem Westen, wo auch sein Vater, mein Großvater, (Karl Leistritz) und die zwei Brüder von Vater lebten, erst nach Kamen, dann nach Hamm in Westfalen. Über Scheidungsgründe zu spekulieren, steht mir nicht zu, aber nur so viel. Mein Vater war ein Mensch, mit dem man sich nicht streiten konnte. Er wollte mit aller Welt in Frieden leben, war aber zu gleichgültig, den Problemen anderer gegenüber. Zu seiner musikalischen Begabung kam auch noch eine mathematische, er konnte sehr schnell (Taschenrechner wurden später erfunden) lange Zahlenreihen addieren. Eine dichterische Ader hatte er auch, denn er mußte immer die Hochzeitszeitungen für Verwandte und Bekannte verfassen, wo die Hochzeitsgäste in "Hochzeitszeitungen" etwas durch den Kakao gezogen wurden. Ich hatte mich mal bei ihm beklagt, als mir einige Dorfjungen übel mitgespielt hatten. Da machte er gleich ein Gedicht, dessen eine Passage ich noch in Erinnerung habe, "...will er mal die Kannen holen, andere Kinder ihn versohlen".

Auf den Feldern wurde alles angebaut: Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Raps, Flachs, Kartoffeln, Zucker- und Futterrüben,neumann.gut.70 Luzerne, Klee, Mais auch schon mal eine Furche Erdbeeren oder Mohrrüben für den Eigenbedarf. Heute würde man sich sicher auf so einem kleinen Gehöft spezialisieren. Damals gab es aber ein Ablieferungssoll und da stand nun mal alles drin. Was darüber hinaus abgeliefert wurde waren die "Freien Spitzen" die höher bezahlt wurden. Ich erinnere mich noch an die Ablieferung der Hühnereier. Jedes Ei mußten wir stempeln und es konnte damit zurückverfolgt werden, bis zum Erzeuger. Die Annahmestelle war der Konsum in Spitzkunnersdorf. Für jedes Ei gab es 9 Pfennig. Zum Ablieferungssoll gehörte sebstverständlich auch Schlachtvieh, Schweine, Kälber auch mal eine Ziege. Vor dem Wohnhaus, zur Dorfstraße zu, waren terrassenförmig angelegte Hausgärten, die für Gemüseanbau genutzt wurden und ein großer Obstgarten mit einem Nußbaum, 3 Pflaumen-, 4 Kirsch-, 4 Birn- und etwa 10 Apfelbäumen. rettichbirne-54Einige  Bäume darunter waren sehr hoch (8 m). Die Obstsorten hießen Junkerapfel, Nelkenapfel, Oybiner, Champagner Renette, Herrnhuter, Grünerapfel, Rettichbirne. Besonders an den Nelkenapfel erinnere ich mich gern. Er hatte ein wunderbares Aroma und festes, saftiges Fleisch. Auch der Junkerapfel ist mir als sehr schmackhaft, mit wenig Säure und gelbroter Schale in Erinnerung. Die Früchte waren eher klein, auch ein Grund, weshalb es die Sorte heute nicht meht gibt. Er gehörte mit zu den sehr hohen Bäumen. Während der Junkerapfel  sich über den Winter hielt, war die Champagner Renette zu Weihnachten schon recht runzlig und eignete sich dann als Bratapfel.  Oybiner, Herrnhuter und Grünerapfel waren bei uns Kindern nicht so beliebt, sie hatten hohen Säuregehalt. Im Vorgarten gab es noch einen Birnbaum, dessen Früchte saftig und riesengroß waren. Leider weiß ich den Namen nicht mehr.
 Der große Birnbaum mit der Rettichbirne trug noch eine andere Sorte. Die zweiten Früchte waren größer und farbiger. Das rechte Bild zeigt das Neumann Gehöft von der Rückseite in den 1970er Jahren, links die Scheune mit Stall, das alte Haus (ehemaliges Wohnhaus) und rechts ein kleiner Teil vom Wohnhaus. Die große Linde, mitten im Hof, gibt es auch noch,die Kastanie nicht mehr.
Die Milch, mit der Hand gemolken, mußte früh, ich glaube um 6.00 Uhr, auf die Rampe gestellt werden, wo sie vom Molkereifahrzeug aus Zittau abgeholt wurde. Vom Neuman Gehöft waren das meist 2, seltener 3, 20-Liter Kannen. An der Rampe war ein kleiner Kasten angebracht, in dem die Milchkarte, die Korrespondenz zwischen Molkerei und Bauern, eingelegt wurde. Der Bauer teilte der Molkerei mit ob er Magermilch (für Kälberaufzucht) oder Molke für die Schweine haben wollte. Das Gewünschte war dann Nachmittag in den  zurückgekommenden Milchkannen. Auf den Milchkarten war immer aufgestempelt: "Abend- und Morgenmilch nicht zusammengießen!" Übrigens, Molke galt damals als Abfallprodukt und man konnte haben, soviel man wollte. Die Milchkannen waren mit einer Nummer  beschriftet, die dem jeweiligen Gehöft zugeordnet war, unsere lautete (glaube ich): 35 - 38.
Das Abholen der Milchkannen von der Rampe war die Aufgabe von uns Kindern, das Hinschaffen, früh der vollen Kannen, übernahmen meist die Erwachsenen.

Ungarndeutsche

m-pfaffZu einem anderen, traurigen Kapitel aus dieser Zeit, wovon heute kaum noch jemand spricht und viele davon überhaupt nichts wissen:

Es waren ja nicht nur die deutschen Ostgebiete, wo sich die neuen Herren der deutschen Bevölkerung entledigten. Nein, auch Länder in denen       tracht2  Deutsche einst willkommene Garanten wirtschaftlichen Aufblühens waren, schmissen die Deutschen hinaus: Ungarn, Rumänien, Jugoslawien die Tschechoslowakei ohnehin. Wo sollten sie anders hin, als ins kriegszerstörte, überfüllte, amputierte Restdeutschland. So tauchten auch in Spitzkunnersdorf ungarndeutsche Bauern auf, denen man den Hof weggenommen hatte und sie aus ihrer jahrhundertealten Heimat vertrieb (Maria Theresia hatte sie einst gerufen). Matthias Pfaff mit Frau und zwei Söhnen, Matthias und Heinrich war auch so eine Familie. Ihre Vornamen entsprachen denen in Ungarn, allerdings in deutscher Übersetzung. Sie, die Bauern aus Ungarn hatten nun ein Zimmer bei einem Bauern in Spitzkunnersdorf zugewiesen bekommen. Der Vater heuerte bei Großvater an und arbeitete für 5 Mark am Tag, freiem Essen und am Sonnabend eine Zigarre, zusätzlich. Es war die Zeit des Korea-Krieges und Herr Pfaff sagte, in seiner donauschwäbischen Mundart: "Die soll`n uns nur G`währe  geben, mer wern se schou zommschieße." Beim Wiesemähen paßte er genau auf, ob im letzten Stück ein Hase saß, der hatte sein Leben verwirkt. Er wurde zum Sonntagsbraten für Familie Pfaff. Frau Pfaff (20 Jahre jünger, als ihr Mann) konnte Schafe scheren, Wolle spinnen und diese dann auch noch verstricken. Das machte sie natürlich auch für den Neumannschen Hof. Die ungardeutschen Frauen strickten übrigens nicht, wie bei uns, im Sitzen, nein, sie liefen dabei herum und hatten den Wolleknäul in der Schürzentasche.
Eine Strickjacke von Frau Pfaff vom Anfang (Schafscheren)  über spinnen der Wolle bis zum Ende (Stricken) hergestellt, trug erst Großvater Bernhard, dann mein Frau Christine und zum Schluß, in angepaßter Form, noch unser Sohn Holm. Das ist durch Fotos zu belegen.
Die beiden Pfaff-Söhne waren übrigens gute Fußballer und eine willkommene Verstärkung der Dorfmannschaft "Fortschritt Spitzkunnersdorf". Die Neuankömmlinge aus Ungarn wurden immer als "Ungarn" bezeichnet, obwohl "Donauschwaben" bzw. "Ungarn- deutsche" korrekt ist. Übrigens hießen sie bei den Ungarn "Schwaben" (Ung. Swobok). Sie brachten auch ihre Tracht mit, die Frauen banden das Kopftuch in besonderer Weise und trugen ganz weite Röcke, mehrere übereinander. Die Männer waren am Sonntag mit schwarzem Anzug, weißem Hemd und schwarzem Hut bekleidet.  Die beschriebene Kleidung bzw. Tracht konnte man bei uns noch bis in die 1970er Jahre sehen, heute trägt sie niemand mehr. Die Ungardeutschen sind assimiliert, einziges Merkmal heute, sie sind katholisch.
Auf den Fotos, links Matthias Pfaff (sen.), rechts eine Ungardeutsche in Sonntagstracht, mit den weiten Röcken (Foto rechts: Ernö Eperjessy, sulinet.hu). So gekleidet waren die meisten vertriebenen Ungardeutschen, die zu uns kamen.  Die Frauen hatten oft selbstgefertigtes Schuhwerk, sogenannte "Patschkern" an ein textiles Oberteil (evtl. gehäckelt) an eine weiche Ledersohle angenäht.          


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Ungarndeutsche Frau in Alltagskleidung
(Foto: Josef Schäffer, Ung.deutsch.Kultur u.InfoZentrum)


Wannenbad

Gebadet wurde damals in der Waschküche in einer Zinkbadewanne, das Wasser dazu wurde im Waschkessel  erwärmt. Der Waschkessel diente auch zum Wäschekochen, Sirupkochen und für die Wurstsuppe beim Schweinschlachten. Onkel Hermann war offenbar sehr fortschrittlich eingestellt gewesen, denn er hatte in der Waschküche mehrere Maschinen aufgestellt, die von einem Motor über eine Große Transmission mit Ledertreibriemen angetrieben wurden. Dazu gehörten eine Wäschewaschmaschine mit Holzfass, ein Butterfass und eine Ölmühle. Großmuttel hat dort immer "gebuttert". Die willkommenen Nebenprodukte waren Buttermilch und Quark. Die Butter wurde in Holzformen abgeformt und war ganz gelb. So haben wir ganz nebenbei gelernt, wie aus Milch Butter und Quark hergestellt wird und woher die Molke kommt.

wannenbadIn Spitzkunnersdorf gab es am Wochenende auch eine andere Bademöglichkeit: Das Prießnitz-Wannenbad. Es wurde von 1949 - 1968 von Hilda und Erwin Jeremias, unseren Nachbarn, betrieben, die für das Heizen und Reinigen zusammen 70 Mark im Monat erhielten. Das Wannenbad kostete für Erwachsene 70 Pfennig und für Kinder 60 Pfennige. Betreiber war der Rat der Gemeinde. Wir benutzten es auch, wenn auch nicht regelmäßig. Es lag in Sichtweite vom Neumann-Gehöft. Ich sehe noch Erwin Jeremias in der Kesselgrube und seine Frau Hilda das Holzfäßchen mit ATA in der Hand, von Wanne zu Wanne eilen. Erst nach vorschriftsmäßiger Reinigung durfte der nächste Badegast in die Wanne.
Später, als der Bedarf wegen zunehmender eigener Bäder zurückging, wurde das Gebäude zum Wohnhaus umgebaut. Es steht heute noch und ist auch bewohnt.

Plumsklo

plumpsklo1Eine Einrichtung darf nicht unerwähnt bleiben: Unser Plumpsklo! Wie ganz früher üblich, gab es mal das bewußte Häuschen, außerhalb des Wohnhauses. Irgendwann gefiel es einem Vorfahr, vermutlich dem Urgroßvater, nicht mehr, bei Wind und Wetter, Tag und Nacht, über den Hof laufen zu müssen.  So baute er an die Nordwestecke des Wohnhauses das besagte Plumpsklo an. Das Besondere daran, es war zweistöckig! Da die Sache im freien Fall passierte, war man gut beraten, es im Erdgeschoß nicht zu benutzen, wenn auch im Obergeschoß jemand zu gange war. Es bestand Spritzgefahr! Das Ganze war ein reines Holzbauwerk und hat bis Ender der 1950er Jahre bestanden. Da das Bauwerk nur einfach mit Brettern verkleidet war, glitzerten im Winter die Wände mit Eiskristallen. Entsprechend kalt waren auch die anderen Bauteile, die mit den bloßen Körperteilen Berührung hatten. Großmutter hatte auch dafür eine Lösung. Aus Pappe schnitt sie sich einen Kreisring aus, genau in den Maßen der Klobrille. der wurde mit Wollstoff umwickelt. Diese Vorrichtung hing im Klo, wohlfeil für jedermann.

Auch so um 1950, gab es für uns Kinder im Dorf eine kleine Sensation: Beim Bauer Jungmichel (gegenüber dem Kretscham) war ein Reh im Kuhstall zu besichtigen und zu streicheln. Der Bauer hatte es beim Getreidemähen gefunden und mit heim genommen. Es fühlte sich im Stall recht wohl, war nicht angebunden und wurde mit gefüttert. Später, als es kleine Hörnchen bekam, lief es weg, kam aber nach einigen Wochen wieder, bis es wieder weglief und nicht wiederkam.


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