Gedichte

Auch neu war, daß die Siegermächte schalten und walten konnten, es gab keine deutsche Regierung, mit der verhandelt werden mußte. Die letzten "Machthaber" des Deutschen Reiches wurden für die Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation benötigt, anschließend eingesperrt, in Nürnberg verurteilt und gehenkt. Dadurch gab es keinerlei Möglichkeit, die unsinnige Grenzziehung durch den Asiaten aus Georgien, Stalin, zu verändern. Man denke nur an den Zipfel von Sachsen, der polnisch wurde und heute immer noch unsägliche Verkehrsprobleme für alle drei Anreihner verursacht. Auch von der Odergrenze abzuweichen, um Stettin polnisch zu machen, wäre zu hinterfragen gewesen.

Dieses weltgeschichtlich einmalige Verbrechen taugt aber heute nicht einmal als Argument für die Errichtung eines "Zentrums gegen Vertreibung" in Berlin den vielen umerzogenen und nachgeborenen Deutschen.

Leb´ wohl, geliebte Heimat Schlesien!

Die Welt weiß alles, was die Deutschen getan haben;

die Welt weiß nichts von dem, was den Deutschen angetan wurde.

(Patrick J. Buchanan)

Unser schlesischer Landsmann, der Dichter Joseph von Eichendorff, der deutscheste unter den deutschen Dichtern, schreibt:

Aus der Heimat, hinter den Blitzen rot
Da kommen die Wolken her;
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
Es kennt mich dort keiner mehr.
Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe auch ich, und über mir
Rauschet die schöne Waldeinsamkeit.

Eichendorff konnte vor mehr als 150 Jahren nicht ahnen, daß man Menschen auch die Heimat wegnehmen wird.


Nachfolgend noch ein Gedicht in der gebirgsschlesischen Mundart, wie sie auch im Eulengebirge gesprochen wurde. Es gibt einzigartig Tatsachen und Stimmung meiner schlesischen Landsleute unmittelbar nach dem Kriegsende wieder.

           Die Befreiung

Tulle woarsch di ganze Nacht,
` s hoot gedunnert und gekracht.
Morgas frieh om achta Mai
ruckta di ,,Befreier" ei.

Die kee reens Gewissa hotta,
ginga vorher durch di Loppa,
und ma muuß's dan Leuta loon,
die hon warklich gutt getoon.
Uff derr Strooße ward nie Ruh.
Tag und Nacht und immerzu
kimmt Kolonne uff Kolonne:
griene Woane, braune Manne.

Jitz poß uuf und gib gutt acht!
Jitz ward "zappzarrapp" gemacht.
Di Geschäfte warn geplindert,
kenner doo, dar doas verhindert.

Flichtlingszige machta kehrt,
ausgeplindert, ausgeleert.
Doo und durt sein di ,,Befreier"
drieber har als wie di Geier.

Uff derr Strooße, jedes Haus,
ieberoal sitts wieste aus.
Scharba hoots ei gruußer Zoahl,
Dreck und Lumpa ieberoal.
Und ma sitt halt, wu ma gieht,
doß ma ein kenn Scheißdreck tritt.

Goartazäune stiebn eim Wäge,
droagefoahrn! - jitz stinse schräge.
Auto hon di Pflicht getoon -
z'sommagefoahrn und stiehn galoon.

Lebroalhie konnst dich nie wooga,
machst ok immer gruuße Boga.
Konnste dich nie schnell verziehn,
mußte miet rabotta giehn.

Wie di fremda Leut halt sein,
jeder kimmt, dich zu befrein.
Dauernd giehn si uuf un ob,
macha feste zappzarrapp.

Sucht asu a Lausebube
"Partisanen" ei dem Schube!
Giehst uff Arbeit, giehst uff Tur:
"Pan herbei! Gib deine Uhr!"

Kaum vergassa dar Verdruuß,
biste oh dei Foahrroad luus,
wenn di oh enn Ausweis hust,
darde schwer Penunse kust,
unbeacht' bleit deine Bitte,
außer, du hust Wodka miete.

Dan ,,Befreiarn" jedenfolls,
dan gefällt halt äbenst olls:
Schuhe, Kleeder, Geld und Schmuck,
und si kriega nie genug.

Miech hoot niemand ausgezoin
seit menn arschta Kinderjoahrn,
oaber jitz als aaler Moan
koan iech doas Vergniega hon.

Wos iech ganz und gear verfluche,
sein di nächtlicha Besuche.
Konnst nie schloofa ei derr Nacht,
weils dich dauernd wilde macht.

O,bewoahre, lieber Goot,
olls wos Rook und Scharze hoot!
Nie miet Worta, nie ei Bildarn
koan ma diese Schande schildarn.

Monchmool huste - welch Pläsier! -
Befreier miet ei dem Quortier.
Tu nie miet a Stiefeln gruß!
En schien Tags, do bist si luus.

Zahnter Juli, stieht geschrieba,
inse Durf ward ausgetrieba.
Tag und Nacht gieht jitz derr Morsch
mit Bewachung, oaber forsch!
Biste schlopp, konnst nie anooch,
mim Kulba kriegste ees uffs Looch.

Währenddam ziehn frank und frei
andere eim Durfe ei:
Frau ferr Frau und Moan ferr Moan
kumma jitz Zivilbefreier oan.
Jitz ward langsam Polakei,
täglich traffa Neue ei:
Männer, Weiber, Kinder,
nischt wie lauter Vagabinder.

Wennde die Gesichter sist,
wißte schun, wu droa de bist,
und wos die arscht tun und treiba -
dicke Bicher kennt ma schreiba!

Andre Noama ferr di Orte,
andre Menscha, andre Worte.
,,Hotsch" heeßt ,,kumma", und a jeder weeß:
"Chläb" heeßt ,,Brut" (merr hon bluß kees).

Stork belät ward Hof und Haus,
di Besitzer schmest ma naus.
Dar und jener koan noo blein,
ar ies derrheeme bluß zum Schein.

Und di Fremda bei der Nuppern Lene
schwinga olle gruuße Teene,
sein nu Harr und Froo am Hofe,
macha Stoat wie anne Zofe.

Ei di Karche gieht an jede
ei em schien geklauta Kleede.
Mäntel hon si, prima Schuhe
und a scheußliches Getue.

Prima uba, prima unda,
olls ei Schlesien ,,gefunda".
Ihre Klunkarn, satt ok siste,
liega jitz goar uff'm Miste.

Oo dar Kittel, dar zerzauste,
und dos Hemde, dos verlauste.
Stanislaus, ihr lieba Leute,
wos wear ar, und wos ies ar heute?

Bargermeester ei sem Reiche,
war ies sulcha Leuta gleiche?
Ar ies Harr, derr Harr ies Knecht,
Stanislaus, doas ies a Hecht.
Vieh und Aarn, die brenga Scheine,
die -- natierlich - die sein seine.

Oageschrieba konnste's sahn:
Dies und doas ies obzugahn.
Wenn doas ward erlädigt sein,
ward derr nie viel iebrig blein.

Dei Motoarroad biste luus,
is macht derr wetter kenn Verdruß.
Is plotzt derr oo kee Foahrroadreefa,
brauchst kenn Schlauch, kenn Mantel keefa,
brauchst kee Geld ferr Repratur
ferr die Stiefel, ferr di Uhr.

Dos Radio, is wear dei Spoaß.
Ma noahm dersch weg, nu giehts 00 ohne doas.
Und di schrille Weckerstimme,
die erschrickt dich jitze nimme.
Woar dar Wecker dir o teuer,
jitz erschrickt a di Befreier.

Wosde miehsam hust erschunda,
hoot en andern Harrn gefunda,
hust gedorbt uff monches Ding
lange, lange. Weg woarsch flink.
Furt ies monches schiene Sticke,
kimmst derr fier wie Hans eim Glicke.

Schoffste oo goar Manches naus,
eim Verstecke frißt's di Maus.
Wu's oo hietust, wie gesoat,
luus bistes uff jede Oart.

Konnste ei dem Hause blein,
nu, doo huste oaber Schwein.
Doch is hoot nischt zu bedeuta,
is gehärt ju andarn Leuta,
bis uff doas uff denner Brust,
wosde uff'm Leibe hust;
oaber niemand garantiert,
eeb dersch morne noo gehiert.

Doß des wißt: Wos deine woar,
gieht dich nimme nischt meh oa.
Hust dich äbenst obgefunda,
s ies ju alls ei "guda Hända".

Wos stets recht woar, ies verkehrt.
Wos nischt taugt, hoot sich bewährt.
Eigelucht sein die Verkehrta,
bluß nie die, die neigeheerta.

Is ward derr monchmool siedend heeß,
warscht ollmählich ganz nervös.
Du warscht fartig im die Barne
und is lät sich uffs Geharne.

Garne, garne mecht ma ziehn,
is ies warklich nimme schien,
huffst uff dan und jen Termin.
Zeitung konnste keene kriega,
wos di Leute soan, sein Liega.

Noo elf Moonda sistes ei:
Jitze biste richtig frei.
Du labst, vu ollem nu befreit,
wie derr Mensch zu Christi Zeit.

Biste jitz befriedigt, hee?
Och, wuhaar, noo lange nee.
Denn derr Maga meckert bluß,
dar ies goar uffte arbeitsluus.
Goarzuviel jitz muuß ma dorba,
moncher vu ins, da ward starba.

Freiheit, o du gruuße Pleite!
Und trotzdem soan di Leute:
Eemol gibts wieder Wurscht und Baba,
die nie starba, warns derrlaba.

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