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Das Land
Es ist schon ein besonderes Erlebnis, in einem Land mit ganz anderer Kultur, anderem Klima und ein schönes Stück entfernt von der Heimat, längere Zeit zu arbeiten. Die Familie ist mit, Christine kann in ihrem Beruf als Sekretärin an der Handelsvertretung arbeiten und Holm besucht die Schule an der DDR-Botschaft. Mit einer Touristenreise ist unser Aufenthalt von fast 3 Jahren überhaupt nicht zu vergleichen - der Tourismus ist im Übrigen im Irak kaum entwickelt, heute sicher noch weniger, als zu Zeiten unseres Aufenthaltes.

Dank guter Betreuung durch die Botschaft und eigener Mobilität (Auto auf der Baustelle) haben wir auch viel vom Land gesehen, Kurdistan im Norden, die großen Seen, Tharthar-, Razazah- und Habbaniya-See, Kerbela, die Schiiten-Hochburg, Nedjef, mit dem größten Friedhof des Irak und nicht zu vergessen waren wir mehrmals in Babylon, in ferner Vergangenheit mal die bedeutenste Stadt der Erde - heute nur eine Anhäufung von Ruinen.
Die klimatischen Verhältnisse sind extrem, vor allem der große Unterschied zwischen dem gemäßigten Norden und dem glühendheißen Bagdad im Sommer.

Wir haben aber nicht nur Landschaft und Bauten (oder deren Überbleibsel) gesehen sondern viele Menschen kennengelernt. Das kann man am besten, wenn man gemeinsam arbeitet. Erstaunliche Ansichten vernahmen wir und genossen auch außerordentliche Gastfreundschaft, worüber noch zu berichten sein wird.
Bei allen positiven Erlebnissen und menschlicher Zuwendung, haben wir immer unser Gastland als einer uns fremden Kultur angehörig gesehen. Auch waren wir unserem Schicksal dankbar, in Mitteleuropa geboren zu sein und nicht im Orient.

 

Zum Land:
Der Irak umfaßt rd. 440.000 km² und hatte damals etwas über 10 Millionen Einwohner - zum Vergleich, Deutschland hat heute 360.000 km² und 80 Millionen Einwohner. Während in Deutschland die Bevökerung abnimmt, wächst sie im Irak beängstigend und liegt heute (2011) bei etwa 30 Millionen.

Bevölkerung:
Über 95 % bekennen sich zum Islam, davon zwei Drittel zur schiitischen und ein Drittel zur sunnitischen  Richtung.
Etwa 4 % sind überwiegend Christen und gehören den nationalen Minderheiten Assyrer, Chaldäer und Armenier an.
Turkmenen, im Norden des Irak, sind Muslime.
Die Kurden, mit 20 % der Bevölkerung des Iraks sind sunnitische Moslems. Sie bilden ein Volk, ohne Staat und werden insgesamt auf etwa 20 Millionen  Menschen geschätzt. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich auf den Irak und Iran, Syrien und vor allem die Türkei

Klima:
Die Monate Mai bis Oktober sind praktisch niederschlagsfrei und weisen in Bagdad Spitzentemperaturen von 50° im Schatten auf. Bagdad gilt als heißeste Großstadt der Erde. Die relative Luftfeuchtigkeit fällt nicht selten auf 10 % ab.
Im Spätherbst setzt dann Regen ein, der ab Dezember auch sehr heftig sein kann.
Ganz anders im hochgebirgigen Norden des Irak, in Kurdistan, wo im Mai noch schneebedekte Berggipfel die Landschaft zieren.
Anfang Mai steht in Kurdistan die Gerste noch auf dem Halm, ohne Ährenausbildung und in Bagdad wird sie bereits geerntet. Gerste ist die Hauptgetreideart im Irak, da sie in versalzenem Boden gedeiht.
Der Süden des Landes ist feucht durch die sogenannten Marschen, wo das Land dauerüberschwemmt ist.

Geographie:
Der Irak, oder historisch Mesopotamien, ist eine Flußoase, gebildet durch die Flüsse Euphrat und Tigris, die sich im Süden des Landes zum Schatt el Arab vereinigen der ein Teil der Grenze zum Iran markiert. Der Schat el Arab mündet in den Persischen Golf, der in arabischen Ländern Arabischer Golf heißt. Im Irak wurde das bei importierten Büchern und Zeitschriften sogar per Hand korrigiert.
Während der Norden durch das Zagrosgebirge mit  schneebedecktem 3-Tausender und gemäßigtem Klima gekennzeichnet ist, bilden die Wüsten mit der Flußoase die Mitte. Der Süden ist eine riesige Sumpflandschaft, bewohnt vor allem von schiitischen Arabern. In diesem Sumpfgebiet, am Zusammenfluß von Euphrat und Tigris, den Marschen, soll nach biblischer Überlieferung das Paradies mit Adam und Eva gewesen sein.
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Babylon   بابل
Neben Bagdad ist Babylon der wohl bekannteste Städtenamen des heutigen Irak. Schließlich taucht diese Stadt schon im Alten Testament auf. Historisch erscheint die Stadt am Ende des 3. Jahrtausends v. Chr..
Während der 1. Dynastie von Babylon wird die Stadt Verwaltungszentrum und unter König Hammurapi (1792-1750 v. Chr.), dem bekanntesten altbaylonischen Herrscher, erlebte die Stadt ihre erste Blütezeit. Hammurapi wurde vor allem durch die erhaltene Gesetzessammlung bekannt.
In der wechselvollen Geschichte eroberten und beherrschten die Stadt verschiedene Völker, so die Kassiten, Elamiter, Assyrer, Perser u. a.
Aus der neubabylonischen Zeit ragt vor allem der König Nebukadnezar II. (606-562) hervor, unter dem das Babylonien Reich zu neuer Blüte aufstieg. Es reichte von Palästina, bis zum Persischen Golf. Nebukadnezar II. ist vor allem bekannt durch die Erwähnung in der Bibel und durch die Bauten, wie das Ischtar Tor, die Prozessionsstraße und die hängenden Gärten sowie die Eroberung Jerusalems und die Verschleppung der Juden in die babylonische Gefangenschaft.
Den letzten Höhepunkt erlebte Babylon mit der Eroberung durch Alexander dem Großen, der auch 323 v. Chr. dort starb.
Babylon, 90 km südlich von Bagdad, am Euphrat, ist, wie viele historische Städte im Irak, heute unbewohnt. Die nächste Stadt ist Hilla.
Sehr viel zur Erforschung der Geschichte Babyloniens haben die Ausgrabungen des Deutschen Robert Koldeweys, vor dem 1. Weltkrieg, beigetragen.
 
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Eine Nachbildung des Ischtar-Tores in Babylon
Ischtar-Tor, das Original von 580 v. Chr in Berlin, Museumsinsel, Vorderasiatisches Museum

Stier vom Ischtar-Tor, Relief aus farbig glasierten Ziegeln,
Berlin, Vorderasiatisches Museum
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Hinter den Palmen fließt der Euphrat,
Foto von 1974
Zögernde Ergänzung des Ausgrabungszustandes, Babylon wurde ja nicht nur durch kriegerische Ereignisse zerstört, sondern nach seinem Ende als bewohnte Stadt jahrhundertelang als Baustofflieferant genutzt.
Auch ein Foto vom "Wiederaufbau" aus dem Jahre 1974

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Ein Iraker mit seinen drei Frauen vor dem Löwen von Babylon, ob es die Ehefrauen sind, bleibt zu vermuten - drei Schwestern, das ist unwahrscheinlich, ebenso Verwandte, Bekannte oder Arbeitskolleginnen.
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Hier stand eines der sieben Weltwunder der Antike, die hängenden Gärten der Semiramis und 1976 stand Christine dort.

Der kleine Holm 1976, mit knapp 11 Jahren, in den großen Mauern von Babylon
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Wir haben Besuch aus Magdeburg, Siegfried Hempel und Werner Czartowski machen auf ihrer Nahostreise Station in Bagdad. Wir zeigen ihnen Babylon.
Kollege Lothar Lorenz und Holm lassen Steine übers Wasser hüpfen - an dieser Stelle soll der berühmte, biblische Stufenturm gestanden haben, von dem nur noch die Fundamentkonturen freigelegt werden konnten.

Auf der Rückfahrt reizt uns natürlich dieses Grabmal für ein paar Fotos. Hier ist gerade unser Generaldirektor, Siegfried Hempel, dabei, das malerische Bauwerk festzuhalten.

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So stellte sich der Maler Peter Breughel 1563 den biblischen Turmbau zu Babel vor -
 und so der Maler Lucas van Valckenborch, 1595, beide Bilder sehr fantastisch.


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Holm und Torsten Pilz erkunden das Euphrat-Ufer bei Babylon. Die Frauen aus dem gegenüberliegenden Dorf erledigen den Abwasch im Euphrat. Ihr Herr und Gebieter schaut ihnen dabei Die Mutter mit den 5 Kindern, das sechste ist vielleicht schon unterwegs, vor ihrem Anwesen mit den Wasserbüffeln. Natürlich könnten auch einige Kinder von einer andere Frau sein.

Die großen Seen in der Mitte des Landes, Habbaniya-, Razazah- und  Tharthar-See

البحيراتالكبرىفيوسطالبلاد ،بحيرةالحبانية وبحيرةالثرثار وبحيرة الرزازة بحيرة

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Das Strandleben, der Badebetrieb waren doch sehr verschieden von dem bei uns zu Hause. Schwer vorzustellen, daß bei uns jemand mit seinem Auto ins Wasser fährt, um es darin zu waschen. Zwar gingen Männer mit Badehose ins Wasser, aber die meisten blieben doch an Land. Offensichtlich konnten die wenigsten schwimmen.
  Die drei Grazien im Wasser, das war so schon die Ausnahme 1976 - heute wahrscheinlich ganz undenkbar.
Die beiden Fotos sind am Razazah-See ,1976, in der Nähe von Kerbela enstanden.

habbaniya-74 habbaniya-see-74 Zu den Seen
Die drei Seen werden durch natürliche Senken gebildet. Bei Hochwasser kann aus Euphrat und Tigris Wasser in die Seen geleitet werden. Diese Möglichkeit wurde durch künstliche Kanäle geschaffen, welche die drei Seen untereinander und mit dem Euphrat verbinden. Der Tharthar-See, der größte ist 100 km lang und die längste Ausdehnung des Razazah-Sees beträgt immerhin auch noch 60 km.
Da der Irak nur einen 58 km langen Küstenstreifen am Persischen Golf besitzt, bilden die Seen auch das Ersatzmeer, ähnlich, wie in Ungarn der Plattensee.
Sie liegen alle in der Mitte des Landes. Die Hauptstadt Bagdad ist von allen drei Seen jeweils etwa 100 km entfernt, ideal für Naerholung, Wochenendausflüge aber auch generell als Urlaubsorte.
Nur mit dem Baden gibt es in islamischen Ländern entsprechende Einschränkungen. Zwar werden Ausländerinnen im Badeanzug toleriert, eigene Frauen kaum. Dabei ist das obige Bild mit den drei jungen Frauen zu Saddam Husseins Zeiten entstanden, als der Irak sich säkular gab und die fanatischen Schiiten kurz gehalten wurden.
Wann immer es möglich war, sind wir zu den Seen gefahren, meist zum Razazah-See, vor allem natürlich in den heißen Sommermonaten. Der Razazah-See liegt unmittelbar vor den Toren der heiligen Schiiten-Stadt Kerbela, mit der Grab-Mosche vom Imam Hussein und seinem Bruder Abbas, die hier bei der Schlacht von Kerbela 680 ums Leben kamen. Sie waren die Enkel des Propheten Mohamed und die Schlacht war bis Anfang
 der 1970er Jahre, für die Schiiten Anlaß zu Prozessionen mit Selbstgeiselungen nach Kerbela. Heute werden sie wieder veranstaltet. Bevor Saddam Hussein den Irak in die Kriegsabenteuer stürzte, ist nach unserem Aufenthalt an den Seen viel gebaut worden.  Auch für die Begrünung wurde gesorgt.
Am Razazah-See war immer Vorsicht angebracht, da es viel Skorpione dort gab. Sie waren nicht so groß und schwarz gefärbt. Interessant waren auch die zahlreichen Distelarten am See, die eine respektable Größe erreichten.
Habbaniya - der frühere britische Stützpunkt, bis hierher war die deutsche Luftwaffe im 2. Weltkrieg gekommen.
Der Habbaniya-See im Juni 1974 mit Torsten, dem Sohn von Arbeitskollegen Evelin und Siegfried Pilz aus Bautzen
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Der Tharthar- See, unweit von Samarra, der größte unter den drei Seen.
Wir besichtigen die Baustelle des Tharthar-Kanals (v. r. Siegfried Pilz, Lothar Lorenz, Dieter Pätzold , Heinrich Koch)
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Razazah - See
Razazah - See

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Die Neugier der jungen Männer ist groß, Ausländerinnen im Badeanzug zu sehen und vielleicht einen Blick beim Umkleiden zu erhaschen.
Christine und ich lassen es uns gutgehen im Razazah-See
Eine Kleckerburg reizt doch immer wieder - v. l. Torsten Pilz, Ziegler-Zwilling, Oliver Kauth, Holm Leistritz
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Die Busse hat die Botschaft für eine Rundfahrt organisiert, eine Station ist der Razazah-See.
Hier sind wir mit Familie Ziegler aus Gera, per Pkw am Razazah-See und suchen gerade einen "Liegeplatz".
Holm (Mitte) mit den beiden Ziegler-Zwillingen zum Denkmal aufgestellt. Manche Uferregionene sind "steinreich".


Samarra سامراء 

Geschichte Samarras
Die Gründung Samarras in der vorislamischen Zeit geht auf die persischen Sassaniden zurück. Es war eine der größten Städte Mesopotamiens. 833 gründete der Abbasiden-Kalif Al-Mutasim auf den Ruinen der Sassaniden-Zeit die Stadt neu. Unter seinen Nachfolgern erlebte Samarra wirtschftlich und wissenschaftlich eine Blütezeit und war von 833 bis 892, anstelle von Bagdad, die Hauptstadt des Abbasiden-Reiches. Aus dieser Zeit rührt der legendäre Ruf Samarras in der islamischen Geschichte.
Vor dem ersten Weltkrieg entdeckte der deutsche Forscher  Ernst Herzfeld dort bemalte Keramik aus dem 6. vorchristlichen Jahrtausend und anderes. Diese Funde sind heute auf viele Museen in Kairo und Damaskus, aber auch in Europa und Amerika verteilt.
Der Kalif Al-Mutawakkil ließ 849-852 die Große Moschee errichten, mit dem berühmten, 52 m hohen Spiralminarett, der Malwiya. An der Stelle hatte hatte Al-Mutasim auch schon eine Moschee errichtet, die 836 fertiggestellt war.
Die Große Moschee wurde kontinuierlich bis Ende des 11. Jahrhunderts genutzt und galt lange Zeit als die größte Moschee der islamischen Welt.
Die Legende berichtet, daß Al-Mutawakkil nach Fertigstellung des Spiralminaretts auf einem weißen, ägyptischen Esel die 52 m hinauf geritten sein soll.
Leider wurde auch dieses berühmte Bauwerk 2005 beschädigt (die Spitze), vermutlich, weil die Amerikaner es als Beobachtungspunkt benutzt haben.
Die Große Moschee erhielt, 15 km nördlich von Samarra, mit der Abu Dulaf Moschee eine kleinere Nachbildung, ebenfalls mit Spiralminarett.

Schiitisches Heiligtum
Samarra ist eines der 4 wichtigsten schiitischen Heiligtümer des Irak (Kerbela, Nedjef, Bagdad-Kadhimija und Samarra). Unter der 1905 errichteten Goldenen Kuppel sind  der 10. und 11. der 12 rechtmäßigen (nach schiitischem Glaube) Nachfolger (Imame) des Propheten Mohamed, Al-Askari und Ali al-Hadi, begraben. Unter der blauen Kuppel der Goldenen Moschee soll der 12. Imam, Al-Mahdi,  sich verborgen haben und dort verschwunden sein. Er lebt weiter im Verborgenen und mit seinem Wiedererscheinen wird er die Welt retten. Der okkulte Glaube der Schiiten an das Weiterleben des 12. Imam und dessen Ablehnung durch die Sunniten ist der theologische Hauptstreitpunkt zwischen Schiiten und Sunniten.
Die Sprengung der Goldenen Kuppel 2006 und der zwei Minarette 2007 durch Extremisten hat die Schiiten schwer  getroffen. Inzwischen sind beim Wiederaufbau gute Fortschritte gemacht worden. So ist das Heiligtum seit 2011 wieder zugänglich, an der Kuppel und den beiden Minaretts wird noch gebaut. 2007 wurde Samarra von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Lage und Größe der Stadt
Samarra liegt 125 km nordwestlich von Bagdad, am Ostufer des Tigris. 2005 hatte die Stadt 160.000 Einwohner. Sie ist heute viel kleiner, als während ihrer berühmten Vergangenheit.

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Das attraktivste und berühmteste Bauwerk Samarras, das Spiralminarett, die Malwiya, Teil der historischen Großen Mosche von 852,  Höhe 52 m
Christine und Holm besteigen tapfer den Turm, ein Geländer gibt es nur innen und die Spiralen werden nach  oben immer schmaler!
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Vom Spiralminarett bekommt man einen Überblik über das historische und das heutige Samarra. Im Hintergrund die heutige Stadt mit der goldenen und der blauen Kuppel. Der auf dem Bild erkennbare Innenhof der Großen Mosche, hat eine Abmessung von 239x156 m.
Irakische Kollegen, die schon in Deutschland waren, sagten mir, am meisten hat ihnen gefallen und imponiert, daß es überall grün durch Vegetation ist. Hier kann man erkennen, wie die Erdoberfläche auch aussehen kann  und weshalb den irakischen Kollegen Deutschland so gefiel.
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Die Goldene Kuppel 1976, 2006 von Extremisten
gesprengt, wird wieder aufgebaut.

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Die Blaue Kuppel, ebenfalls 1976


Kerbela كربلاء

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Geschichte Kerbelas
Die Stadt trat in die Geschichte ein mit der Schicksalsschlacht von Kerbela, nach christlichem  Julianischem Kalender am 10. Oktober 680. Es gimg um die Nachfolge des Propheten Mohamed. Der Schwiegersohn Mohameds, Ali, wurde ermordet  und dessen Sohn Hassan war als Kalif in Kufa ausgerufen worden. Parallel herrschten aber in Syrien die Umayyaden, ihr Gründer Muawiya I. ließ sich 660 in Damaskus zum Kalifen ausrufen. Damit war die Umma (muslimische Gemeinschaft) erstmals gespalten. Er verlegte auch die Hauptstadt von Medina nach Kufa und schließlich nach Damaskus. Muawiya schaffte auch die Kalifenwahl ab und setzte seinen Sohn, Yazid öffentlich als Nachfolger ein. Als Hassan 670 gestorben war und die Umayyaden gegen Aufständische zu kämpfen hatte, übernahm Hussein, Hassans Bruder und ebenfalls Propheten-Enkel die Führung der Schiat Ali (Partei Alis). 680, nach dem Tod des Vaters, wurde Yazid I. Kalif, da nahm Hussein den Kampf  ums Kalifenamt wieder auf. Im Herbst 680 zog er mit einer kleinen Schaar von Mekka aus in Richtung Kufa. Die Umayyaden schnitten Ihm den Weg nach Kufa ab, nachdem sie den Aufstand dort niedergeschlagen hatten. Hussein und seine wenigen Getreuen saßen in der Wüste bei Kerbela fest. Die erhofften Mitstreiter für Hussein blieben, wegen des niedergeschlagenen Aufstandes, aus.
Mit erdrückender Übermacht metzelten die Umayyaden Yazid I. Hussein und alle seine Anhänger nieder. Die Toten wurden dort begraben, wo heute die beiden Moscheen in Kerbela stehen.
Die Heiligtümer Kerbelas
sind die Hussein-Moschee und die Abbas-Moschee, mit den Schreinen (versinnbildlichte Särge) von Hussein und seinem Bruder Abbas. Erstere ist die bedeutendste Moschee des Irak und wohl auch der Schiiten insgesamt. Zum Gedenken an die Märtyrer, besonders aber an Hussein, wird alljährlich von den Schiiten das Passionsfest (Aschura) am 10. Muharram des islamischen Kalenders begangen. Dazu gehören Massenpilgerfahrten nach Kerbela und Geiselung mit Ketten und Messern bis auf´s Blut. Diese Zeremonien wurden 1974 durch die sunnitische Regierung des Irak, unter Al Bakr und Saddam Hussein, verboten. Gleichwohl wurde das Aschura-Fest selbst weiter begangen, auch in Bagdad. Äußerlich wahrnehmbar durch viele Fahnen, Schwarze an den Moscheen für die Trauer, aber auch Grüne für den Islam oder Rote als Sinnbild für das vergossene Blut.
Die Hussein-Moschee, wie sie 1976 im Stadtbild auftauchte, wenn man von Bagdad kommend, nach Kerbela hineinfuhr.  Die Minarette gleichen denen der Abbas-Moschee, sie sind aber bis unten vergoldet.
Der typische Eingang zum Innenhof einer Moschee. Hier wird man, als offensichtlicher Nichtmuslim schon daran gehindert, den Innenhof zu betreten. Wenn man es darauf anlegt, kann man schon mal mit hineinhuschen.
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Die Wasserstellen für die rituelle Waschung vor dem Besuch der Moschee. Holm und ein Ziegeler-Zwilling haben sich das ungewohnte Tun  betrachtet.
Straßenbild in Kerbela, die Fairnis gebietet es, festzustellen, daß so ein Gefährt auch nicht mehr typisch für das Kerbela von1976 war.
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Straßenbild in Kerbela, die vielen Radfahrer fallen auf. Das unterscheidet Kerbela von Bagdad.
Ein ungewöhnliches Gruppenbild, erstens, weil Christine und Holm mit in der Gruppe stehen und zweitens, weil die jungen Hunde offenbar an Tierfreunde geraten sind. Tierfreunde sind nicht gerade typisch für den Irak.


Burg Ukhaidher الاخضير 

Manche nennen die Ruine auch Palast oder Schloß. Sie befindet sich 50 km südwestlich von Kerbela, in der Wüste und stammt aus der Zeit des frühen Islam, aus der Abbassiten Zeit, vermutlich im 8. Jahrhundert entstanden. Die äußere Mauer hat immerhin ein Abmessung von 175,8 m x 163,6 m, Höhe 21 m.  Der innere Palast enthielt Empfangssäle, Wohngemächer, Wachraum, Moschee und Bad und hat ein Abmessung von 112 x 80 m. In der Zwischenzeit, nach 1976,  ist umfangreich restauriert und gebaut worden. Wir besuchten Ukhaidher im Jahr 1976.
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Das Bauwerk gibt schon ein imposantes Bild ab - und das über die Jahrhunderte,
am Rande der Wüste.

Orient und Occident begegnen einander. Der Occident wird von Christine und
Holm repräsentiert.

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Die Außenmauern und der innere Palast, mit ersten Rekonstruktionsarbeiten.
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Tor in der Außenmauer
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Unsere Reisegruppe, die Fahrt wurde auch von der Botschaft organisiert.


Wadi وادي 

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Mitten in der Wüste, in einem Wadi (Tal), dieses Gebilde, von der Natur geschaffen, von Menschenhand bearbeitet.

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Eine Laune der Natur ließ an dieser Stelle aus dem Wüstensand so etwas wie Sandstein entstehen. Im Hintergrund der kleine Holm
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Feste Bereiche im gebundenen Sand haben durch Wind
und Wetter diese bizarren Formen hevorgebracht.


Nedschef نجف

Die Stadt Nedschef (deutsche Schreibweise), Najaf (englische Schreibweise), wurde im 8. Jahrhundert vom Kalifen Harun al Raschid an der Stelle des vermuteten Grabes von Ali ibn Abi Talib, des 4. Kalifen (Sunniten) bzw. des ersten Imam (Schiiten) gegründet. Sie gilt als bedeutendstes islamisches Heiligtum des Irak. Den Schiiten ist Nedschef eine der 7 heiligen Städte und im Irak mit Kerbela die bedeutendste. Auch ist die Stadt das Zentrum der politischen Macht der Schiiten. Ajatolla Chomeni hat von Nedschef aus den Umsturz im Iran 1978 vorbereitet. Er war 1965 nach Nedschef geflohen.
Nedschef und der erste Imam
Als der Prophet Mohamed 632 in Mekka starb, wurde einer seiner Schwiegerväter (Mohamed hatte 9 Frauen), Abu Bakr, zum 1. Kalifen (arab. Nachfolger) gewählt, 634 folgte Omar, der 2. Kalif, 644 als 3. Kalif Uthman, der 656 ermordet wurde. An seine Stelle trat Ali ibn Abi Talib, Vetter und Schwiegersohn des Propheten, als 4. Kalif und für die Schiiten 1. Imam.
Die drei Vorgänger Alis werden von den Schiiten nicht als Nachfolger Mohameds anerkannt, da sie nicht aus seiner Familie stammen. Für sie sind die Enkel Mohameds, Hasan und Hussein, dann der 2. und 3. Imam (Vorbeter) - für die Sunniten sind jedoch die Omaijaden-Kalifen die Nachfolger. Damit erfolgte die Spaltung des Islam in Sunniten und Schiiten. Letztere bilden im Irak und Iran die Mehrheit. In der islamischen Welt sind aber die Sunniten in der Mehrheit.

Die Ali-Moschee in Nedschef
Ali ibn Abi Talib hatte verfügt, daß der Ort seines Grabes nur ein paar Getreuen bekannt sein solle. Er war einem Attentat der Charidschiten, 661, zum Opfer gefallen. Die Charidschiten sind die Anhänger einer von den Schiiten abgespaltenen, ursprünglichen Glaubensrichtung des Islam. Für sie soll der beste Muslim Kalif werden, familiäre Bindungen wurden als Kriterium abgelehnt.
Dem Kalifen Harun al Raschid gelang es im 8. Jahrhundert, die Grabstelle Alis herauszufinden und er gründete um diese Stelle die Stadt Nedschef, die dann um das Jahr 1000 die erste Moschee erhielt. Das heutige Bauwerk stammt aus dem 15. Jahrhundert. Unter einer Kuppel aus vergoldeten Ziegeln ist der riesige Schrein Alis (versinnbildlichter Sarg) aufgestellt. Die Ali-Moschee von Nedschef ist aber auch Aufbewahrungsort einmaliger, sehr wertvoller alter Dokumente und Schätze.

Der Friedhof von Nedschef
Im Islam, insbesondere bei den Schiiten ist die Verehrung von Menschen viel ausgeprägter als beispielsweise in der Katholischen Kirche von Heiligen. Viele Schiiten möchten nach ihrem Tode noch den Segen von Ali erbitten. So ist es sehr verbreitet, daß die Angehörigen den Toten nach Nedschef bringen und auch dort beisetzen. Auf diese Weise ist dort der größte Friedhof des Irak enstanden, manche meinen, der größte überhaupt. Die Fläche, die vom Friedhof eingenommen wird, beträgt 6 km² und man schätzt, daß dort im Laufe der Zeit 2 - 5 Millionen Schiiten begraben wurden.
Im Irak gibt es kein Bestattungswesen. Die Verstorbenen werden meist am selben Tagen beigesetzt. Holz ist knapp, die Leichen werden oft nur in Tücher gehüllt, begraben. Wer es sich leisten kann, kommt in einen Sarg, der eher einer Holzkiste entspricht. Den Transport des Verstobenen übernimmt ein normales Taxi, meist auf dem Dachgepäckträger. Da ist oft zu beobachten, daß beim Sarg der Deckel verrutscht und Arm oder Bein des Vertorbenen rausgucken.
Eine Begräbnisfeier in der Moschee ist meines Wissens nicht üblich.
Der Friedhof von Nedschef ist allein schon durch seine Größe beeindruckend.
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Eines der Außentore der Moschee-Anlage, die Moschee selbst ist dahinter zu erkennen.
Ein anderes Außentor - diese Tore sind auch die Sperre für "Ungläubige", der Eintritt, so hört man immer wieder,"for moslems only".
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Ein Busbahnhof in Nedschef, das Fahrzeug im Vordergrund, Marke Eigenbau, gibt es bestimmt nicht mehr, die Aufnahme ist von 1976.
Straßenbild in Nedschef, die weißen Tücher schützen vor der unbarmherzigen Sonne.
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In Nedschef ist der größte Friedhof des Irak, manche sagen auch, der größte überhaupt.
Die verstorbenen Schiiten hatten zu Lebzeiten den Wunsch, in der Nähe des ersten Imam, Ali ibn Abi Talib, beigesetzt zu werden.


Hit am Euphrat هيت

hit3-76 hit1-76 Hit - etwas Geschichte
Hit liegt am Euphrat, etwa 150 km westlich von Bagdad, im größten irakischen Bezirk, Anbar. Bezirkshauptstadt ist Ramadi und die später sehr bekannt gewordene Stadt Falludscha, liegt ebenfalls im Bezirk Anbar. Hit ist sehr alt und ist in einer Inschrift des assyrischen Königs Tukulti Ninurta (889 - 884 v. Chr.) erwähnt. Hit war in sumerischer, babylonischer und assyrischer Zeit wichtiger Bitumenlieferant, das in Mesopotamien nachweislich schon seit 3000 v. Chr. gefördert und genutzt wurde, auch beim Bau Babylons. Bitumen, auch Erdpech genannt, besteht aus langkettigen Kohlenwasserstoffen, ist wasserabweisend und wird heute noch im Bauwesen verwendet, in der Mischung mit Mineralstoffen heist es Asphalt.

Hit - heute
Neben den Wasserrädern und einem oktogonalen Minarett aus dem 11. Jahrhundert sind noch die Asphaltquellen für heutige Besucher die herausragendsten Sehneswürdigkeiten von Hit. Als besondere Attraktion werden die an den Quellen ausströmenden Kohlenwasserstoffgase immer mal amgezündet, was einen dumpfen Knall verursacht. Am beeindruckendsten waren für uns die noch in Betrieb befindlichen Wasserräder. Mit ihnen hat die auf einem Hochufer des Euphrat liegende Stadt Hit ihre Felder bewässert und tut es teilweise noch (1976). Die Wasserräder werden unterschlächtig durch die Strömung des Euphrat angetrieben, sind aus Holz, mit Ausnahme  der keramischen Schöpfgefäße, die ihren Inhalt in Rinnen, aus getrocknetem Lehm ergießen. Trotz ihrer archaischen Bauweise funktionieren die Räder heute (1976) noch. Aufgefallen waren uns die kräftige Vegetation im Bereich der Bewässerung durch die Wasserräder.
Hit machte auf uns einen ärmlichen Eindruck.
Unsere Reisegruppe steht an einer Asphaltquelle.

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6 Wasserräder sind noch in Betrieb. Esel gehören zu den bedauernswertesten Geschöpfen im Irak.

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So hat wohl auch Karl May in "Von Bagdad nach Stambul" die Einwohner Mesopotamiens beschrieben. Wären nicht Stromleitungen und befestigte Straße, glaubte man, sich in die Zeit Karl Mays (1842-1912) zurückversetzt.

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Ergebnis der Bewässerung war eine üppige Vegetation in Euphratnähe.


Kurdistan كوردستان

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"Durch´s wilde Kurdistan" heißt ein Karl-May-Roman wir fanden eine wildromantische Landschaft vor, die uns stark beeindruckt hat.

Reisedaten
Wir hatten für die Reise einen Tag zur Verfügung, es war der 1. Mai 1976. Ein Auto konnten wir uns von der Handelsvertretung ausleihen, es war ein Peugeot Kombi.
Wir starteten um 5.30 Uhr in Bagdad, die Fahrt ging über Baquba, Kirkuk, Dokan, Suleimaniya, Jalawla. Um 19.30 Uhr , nach 880 km waren wir wieder zu Hause, in Bagdad. Leider waren in Kurdistan laufend Kontrollen und an vielen Orten durften wir nicht fotografieren. Das hat uns natürlich in Dokan, wegen der landschaftlichen Schönheit und in Kirkuk, wegen der Bedeutung der Stadt, sehr geschmerzt.

Etwas Geschichte
Das Fehlen eines eigenen Staates zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Kurden. Dazu kommt, daß sie immer wieder durch Nichteinhaltung von Zusagen betrogen wurden. Das kurdisch besiedelte Gebiet wurde im Verlaufe der Geschichte auf verschiedene Herrschaftsbereiche und Staaten aufgeteilt und das ist noch heute so.
Bereits 1639 wurde Kurdistan zwischen dem Osmanischen Reich und den Safawiden (Persien) aufgeteilt. Die damalige Grenze entspricht auch der heutigen zwischen der Türkei und dem Iran.
Die letzte große Enttäuschung erlebten die Kurden nach dem ersten Weltkrieg, als dessen Siegermächte ihre Zusagen nicht einhielten, genau so, wie Kemal Atatürk. Das Siedlungsgebiet der Kurden erstreckt sich über etwa 500 km² und ist im Wesentlichen auf  4 Staaten aufgeteilt: Türkei, Irak, Iran und Syrien. Das Volk der Kurden wird heute auf  35 Millionen geschätzt.
Im Irak haben die Kurden als einzige von den ansonsten schlimmen Folgen der Golfkriege profitieren können. Sie haben in ihrem autonomen  Gebiet einen beinahe selbständigen Staat erhalten, mit eigener  Regierung, Flagge, Hymne und Fluggesellschaft. Freilich, international anerkannt ist dieser "Staat" nicht, da gibt es zu viele Interessen dagegen.
Der Unabhängigkeitskampf kurdischer Milizen mußte in dem Moment eingestellt werden, als es zu dem Abkommen mit dem Iran kam. Der Iran hatte sich verpflichtet, nicht mehr zu dulden, daß sein Gebiet nicht mehr als Rückzugsraum für die irakisch-kurdischen Milizengenutzt wurde. Das war im Mai 1975 (siehe auch im Menü unter Betrachtungen).
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Das Zagrosgebirge begrüßt uns mit imposanten Gipfeln
Freundliche Menschen begrüßen uns in den Dörfern
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Sulaimaniya, hier war es möglich, zu fotografieren
Christine und Holm, wie in der Sommerfrische
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Ein kurdisches Dorf und einer seiner Bewohner Ein Haupterwerbszweig in den Bergdörfern


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Die Landschaft
Wie die nebenstehenden Bilder zeigen, ist das irakische Kurdistan eine abwechslungsreiche, imponierende Gebirgslandschaft. Das Zagrosgebirge mit  schneebedeckten 3-Tausendern bedeckt nur mit einem kleinen Teil irakisches Gebiet, der weitaus größere Teil, mit Gipfeln bis zu 4.500 m liegt im Iran und erstreckt sich bis zur Straße von Hormuz.

Das Kurdengebiet
Im geschlossenen Siedlungsgebiet, aber auf fünf Staaten verteilt leben - das ist das Schicksal der Kurden. Ihnen geht es dabei formal wie den Basken oder Iren. Wegen dieser Ungerechtigkeiten ist schon viel Blut geflossen, aber nationalistische Staatsinteressen sind ein unüberwindlicher Gegner.
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Das Volk, Mentalität
Ich habe selbst mit vielen kurdischen Kollegen zusammengearbeitet. Sie werden auch von ihren arabischen Kollegen als geschickte und zuverlässige Arbeiter anerkannt. Verwandt sind sie nicht, die Araber gehören zu den Semiten und die Kurden zu den Indogermanen, wie die Perser. Einen gewissen Stolz sagt man ihnen nach, aber den Arabern ja auch. Freilich geht auch an den Kurden der strukturelle Wandel nicht vorüber und viele haben schon ihre traditionellen Siedlungsgebiete verlassen und sind in die  Großstädte gezogen, wo es Arbeit gibt und ein bescheidener Wohlstand möglich ist.
Berge, Wasser und kaum Menschen Die Gerste ist noch grün, in Bagdad wurde sie schon geerntet
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Die Fahrt war nie eintönig! Dem deutschen Gebirgler fehlt der Wald
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Das ist nur für Schafe geeignet Letzte Rast - leb wohl, Kurdistan!

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Straßenszene in Sulaimanyia
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Dieses Bild stammt aus der DDR-Zeitung "Neues Deutschland", vom Juni 1975 und in der Bildunterschrift wird erklärt, daß im autonomen Kurdengebiet des Irak durch Armee und kurdische Bevölkerung, nach Beendigung der Kämpfe, die Straßen wieder Instand gesetzt werden. Der LKW ist ein DDR-Erzeugnis aus Ludwigsfelde, der W 50. Von den kurdischen Kollegen weiß ich, daß mit diesen Fahrzeugen auch die Zwangsumsiedlung von Kurden in den Süden erfolgt ist. Die  trakische Regierung hat die Arabisierung strategischer Gebiete (z. B. Erdölfelder) mit Brutalität betrieben und die Kurden in Richtung Süden verfrachtet. In der DDR gab es so etwas ähnliches, wo "unzuverlässige Elemente" aus (west-)grenznahen Gebieten, in den Jahren 1961/62, zwangsweise umgesiedelt wurden. 


Teppichfabrik, Bagdad مصنع سّجاد

teppich1-76 teppich2-76 Ein Landsmann aus der DDR, der in der Fabrik zu tun hatte, ermöglichte uns eine Besichtigung.- Erstaunlicherweise durften wir nicht den mechanisierten Bereich besichtigen, sondern nur die Handknüpferei.
Der erste Eindruck verursachte bei uns einen Schock als wir das Alter einiger Mädchen erahnten. Wiederum kannten wir ja die Problematik von der Ziegeleibaustelle. Bei kleinen Mädchen berührt einen das aber noch stärker. Der Besuch war im Winter 1976/77und da ist es im Irak auch nicht mehr warm. Die Arbeitsräume waren  so gut wie ungeheizt, deshalb sind die Mädchen in dicke Sachen gehüllt.
Irakische Teppiche können es an Bekanntheit mit den Persern nicht aufnehmen - Orientteppiche sind es aber auch.

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Ausschnitt aus einem Teppich - das können die Perser bestimmt auch nicht besser!?
Wäre sie nicht in der Schule besser aufgehoben?
Sie müssen zum Lebensunterhalt der Familie beitragen.
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Da entsteht ein echtes Kunstwerk!
Sie empfindet die Ungerechtigkeiten der Welt noch nicht.
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Die Musterzeichnerin Unsere Besuchergruppe (v. r. Christine, Klaus Steuer, ??) mit einigen der Teppichknüpferinnen


Bakuba بعقوبه

Die Stadt Bakuba
Bakuba, auch Baquba ist die Hauptstadt der Provinz Diyala und liegt 60 km nördlich von Bagdad an dem Fluß Diyala, der uns beim Baubeginn der Ziegelei, 1974, durch sein Hochwasser eine erhebliche Bauverzögerung verursacht hatte.
Die Stadt soll 500.000 Einwohner haben, wovon über die Hälfte sunnitische Araber sind. Die nächstgrößere Bevölkerungsgruppe sind die Kurden, obwohl Baquba nicht in Kurdistan liegt. Der Rest sind arabische Schiiten und Turkmenen.
Bakuba hat nach dem Irak-Krieg, 2003, traurige Berühmtheit durch zahlreiche, blutige Anschläge erlangt. So wird vermutet, dass wegen der anhaltenden Gewalt ein Viertel  der Einwohner die Stadt verlassen hat.
Unser Kontakt zu Bakuba beschränkte sich auf Durchfahrten in Richtung Norden und, wie hier auf den Bildern dokumentiert, hat unser irakischer Resident Engineer ein Wochenendgrundstück dort. Wir deutschen Monteure waren mit unseren Familien an einem Freitag (= arbeitsfrei, entspricht unserem Sonntag) von ihm dorthin eingeladen worden. Das Grundstück bestand hauptsächlich aus  einem Wald voller Dattelpalmen.
Auch hiert war wieder der Höhepunkt ein Gusi-Essen, das angefahren wurde. Es besteht aus Lammfleisch mit süßem Reis und schmeckt vorzüglich.

Die Dattelpalme
Die Dattelpalme (Phoenix dactylifera) ist eine alte orientalische Kuturpflanze. Sie trägt 80-100 Jahre, pro Baum sind bis zu 100 kg Datteln alle 2 Jahre möglich. Die Dattel trägt nur aller 2 Jahre Früchte. Auf 100 weibliche Palmen sind 2 - 3 männliche erforderlich. Tragebeginn ist etwa 5 Jahre nach der Pflanzung. In Palmengärten muß sehr viel bewässert werden oder die Palmenpflanzungen stehen im Grundwasserbereich (Flußoasen, wie im Irak), dann erreichen die Wurzeln mehrere Meter Tiefe. Die Früchte enthalten  70% Zucker und viele Mineralstoffe. Die Blätter (Wedel) werden für allerlei Flechtwerk, aber auch für Dacheindeckungen primitiver Hütten verwendet.
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Die Dattelpalme ist schon eine erstaunliche Pflanze. Dieser Gärtner soll 80 Jahre sein, noch eine junge Frau haben, nie krank gewesen sein und sich hauptsächlich von Datteln ernährt haben.

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Ist er nicht ein Artist, mit seinen 80 Jahren? So frisch sind die Datteln ein besonderer Genuß!

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Links Christine, in der Bildmitte Holm - mit auf dem Bild die Kollegen Feige und Köhler Dieser prächtige Falter hat leider sein ohnehin kurzes Leben durch zu große Nähe zu einem Ventilator eingebüßt.

 

Eine bearbeitete Satellitenkarte des Irak aus den 1970er Jahren. Sehr schön sind die drei Seen, Tharthar, Habbaniya uind Razazah zu sehen - auch Euphrat und Tigris, die vom Norden, aus Syrien und der Türkei  den Irak erreichen.
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